Heidi Kluth ist Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk und somit Expertin, wenn es um das Thema Netzwerken geht. Bereits im Podcast-Interview erzählte sie uns, dass Frauen ein Netzwerk brauchen, um sich mit anderen auszutauschen. Warum der Austausch einen so wertvollen Beitrag leistet, und welche Tipps Frau Kluth für Frauen hat, die mit dem Thema bisher weniger Berührungspunkte hatten, verrät sie uns im Blog:
F: Frau Kluth, Sie sprachen in unserem Podcast darüber, dass Frauen ein Netzwerk brauchen, in dem sie sich mit anderen Frauen austauschen können. Warum ist das Netzwerken mit anderen Frauen so wichtig?
A: Frauen sind in den letzten Jahren selbstbewusster geworden, sie sind sehr gut ausgebildet und wollen gestalten. Die junge Generation von Frauen startet heute mit neuen Perspektiven in die moderne, häufig digitale Handwerkswelt. Dieses Selbstbewusstsein prägt die Frauen. Der Austausch im UFH-Netzwerk ist ein Austausch mit Gleichgesinnten. Uns alle vereint die Leidenschaft zum Handwerk. Wir sind Expertinnen in unserem Gewerk: Von Inhaberinnen, über mitarbeitende Partnerinnen bis hin zu Töchtern. Wir unterstützen uns gegenseitig, tauschen uns aus und haben Spaß zusammen. Deutschlandweit sind wir fast 5000 Frauen aus allen Gewerken des Handwerks, die sich im Netzwerk der Unternehmerfrauen zusammengeschlossen haben. In unserem Beruf machen wir oft ähnliche Erfahrungen und stehen vor gleichartigen Problemen. Im Dialog mit den anderen Unternehmerfrauen lernen wir voneinander und bekommen Einblicke in andere Herangehensweisen. Wir profitieren von anderen Sichtweisen und geben uns gegenseitig Hilfestellung. Durch diesen Austausch stärken wir uns gegenseitig und wachsen persönlich und beruflich.
F: Sie sind Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk und sind somit auch in einem Netzwerk integriert. Macht ein reines Frauennetzwerk heutzutage noch Sinn?
Auf jeden Fall. Aus meiner Sicht sind Frauen und Männer gleichwertig, aber nicht gleich. Frauen haben oft eine andere Herangehensweise an Aufgaben und einen anderen Führungsstil als ihre männlichen Kollegen. Auch kommunizieren Frauen anders. Es geht darum, dass jede Frau ihren eigenen Weg zum Erfolg findet. Viele Handwerkerinnen sehen in ihrem Job eine Berufung und finden unterschiedliche Wege, in ihrem Gewerk erfolgreich zu sein. Der Austausch mit anderen Frauen kann hierbei einen wertvollen Beitrag leisten. Einer der Gründungsgedanken der UFH war, dass Frauen vielfältige Wege für individuelle Karrieren im Handwerk geebnet bekommen und ermutigt sind, ihre unternehmerischen Potenziale im Handwerk zu entfalten. Damals wie heute sind Weiterbildung und die persönliche Entwicklung unserer Frauen als Unternehmerinnen ein wichtiger Bestandteil der Ziele des Verbandes, den wir aktiv gestalten. Heutzutage haben wir viele sehr gut ausgebildete, junge Frauen, die ihren Weg im Handwerk gehen. Immer mehr Frauen stellen sich der Herausforderung der Meisterausbildung, welche in vielen Gewerken Voraussetzung für eine Betriebsübernahme ist. Handwerkerinnen sind mittlerweile deutlich qualifizierter und selbstbewusster, sie wollen selbst gestalten und Verantwortung übernehmen. Jedoch sind sie im Handwerk immer noch unterrepräsentiert. Ein sehr wichtiges Anliegen ist den Unternehmerfrauen im Handwerk daher, dass Mädchen stärker ermutigt werden, ihre Berufswahl jenseits starrer Rollenmuster zu treffen und schon in der Berufsorientierung damit begonnen wird, das Berufsbild der Handwerkerin zu vermitteln. Wir wollen dazu inspirieren, das Mädchen Berufe ergreifen, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen und nicht aufgrund einer falsch verstandenen „Geschlechterrolle“ ihre Karriere gestalten. Wir Unternehmerfrauen im Handwerk ermutigen Frauen auch die Nachfolge in Betrieben anzutreten und zeigen durch unsere vielschichtigen Mitglieder aus den unterschiedlichsten Gewerken, dass wir Frauen überall im Handwerk erfolgreich sein können. Im UFH-Netzwerk bieten wir unseren Mitgliedern spezielle Angebote, die Frauen in ihrem Aufstiegsverhalten stärken und gut qualifizierte Frauen an das Handwerk zu binden. Auch setzten wird uns dafür ein, dass weiterhin an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gearbeitet wird: Das geht von der Stärkung der Wertschätzung der dualen Bildung über den Ausbau der Kinderbetreuung bis hin zur aktiven Gründungspolitik. Das Handwerk lebt Vielfalt, Innovation und Kreativität, alles Attribute, die es für Frauen attraktiv macht.
F: Welche Themen beschäftigen, Ihrer Meinung nach, die Frauen in ihrem Berufsalltag?
A: Frauen gehören in vielfältigen Positionen zu den Leistungsträgerinnen in Handwerksbetrieben. Mit weiblichen Führungskräften ändert sich oft die Unternehmenskultur eines Handwerksbetriebes. Frauen haben einen anderen Führungsstil als ihre männlichen Kollegen. Sie sind oft teamorientiert, pflegen Offenheit und Transparenz. Frauen beziehen ihre Mitarbeitenden intensiv mit ein und geben Verantwortung ab. Sie bauen oft starke Führungsteams auf. Die kleinen und großen bürokratischen Anforderungen beschäftigen uns tagtäglich, daher werden wir Unternehmerfrauen im Handwerk auch nicht müde, auf allen Ebenen Erleichterungen zu fordern. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein essenzielles Thema für Frauen. Langfristig werden wir das Handwerk damit verändern und insgesamt stärken. Ich bin der Auffassung, dass Frauen mit ihren Fähigkeiten, ihrer spezifischen Sichtweise und ihrem persönlichen Stil alle Handwerksbetriebe bereichern und Vielfalt einbringen. Dies ist positiv für das gesamte Handwerk und damit auch für die deutsche Wirtschaft insgesamt.
F: Was ist Ihr Tipp für Frauen, die sich mit dem Thema „Netzwerken“ noch nicht sehr viel beschäftigt haben?
A: Mein Rat an Frauen ist: Traut Euch! Vernetzt Euch! Lernt voneinander! Es gibt immer wieder Herausforderungen, welchen wir uns stellen und welche gemeistert werden müssen. Durch den Austausch mit anderen lernen wir und können als Persönlichkeit wachsen. Dieser Erfahrungsschatz stärkt uns auf unserem Weg und hilft uns bei der Erreichung unserer Ziele. Wir Frauen im UFH-Netzwerk tauschen uns aus, berichten von unseren Erfahrungen, zeigen Best-Practice-Beispiele auf und inspirieren uns gegenseitig. Dies ist unglaublich wertvoll für alle Beteiligten.
Vielen Dank, Frau Kluth, für das spannende Interview. Sie haben uns einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Unternehmerfrauen im Handwerk gegeben und wir hoffen, auf diesem Wege weitere Frauen für das Netzwerken motivieren zu können.
Heidi Kluth war bereits in unserem Podcast zu Gast. Dort berichtet sie auch, wie sie ihren ganz persönlichen Weg ins Handwerk gefunden hat.
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